Böckten

Bewirtschafter:
Martin Furter / Frits Brunner
Neumatt
31 Bäume, 30 Obstsorten

Sortenliste:

Steinobst: 

  • Hauszwetschge
  • Bühlerzwetschge
  • Victoria-Pflaume
  • Schöne von Löwen
  • Mirabelle von Flotow
  • Auerbach Pflaume
  • Fronte-Pflaume

Kernobst:
Äpfel

  • Edelchrüsler
  • Grauer Kurzstiel
  • Schöner von Bath
  • Klarapfel
  • Karbändler
  • Maunzenapfel
  • Weisser Härtling
  • Wilder Balgacher
  • Saurer Lederapfel
  • Oberdiecks Reinette
  • Baschiapfel
  • Gestreifter Backapfel
  • Weisser Basler
  • Spitzwissiker
  • Goldreinette v. Blenheim
  • Weisser Wintertaffet
  • Grauer Hordapfel
  • Ribston Pepping
  • Sauergrauech
  • Graue Herbstreinette
  • Roter Osterkalvill

Birnen

  • Grosser Katzenkopf

Besonderheit

  • Speierling

andere

  • Nussbaum

Im Gespräch mit Martin Furter, Bewirtschafter des Obstgartens Neumatt, Böckten (Mitteilungsblatt 2013)

In den warmen Jahreszeiten sieht man dich in deinem Edelchrüsler Obstgarten oft unterwegs mit Mausefallen. Was hast du gegen Mäuse?

Im Grunde genommen habe ich generell nichts gegen Mäuse - aber seit sie sich erlaubt haben, soviel Wurzeln von einem jungen Apfelbaum wegzufressen, dass dieser abstarb, sehe ich mich gezwungen, den Mäusebestand so zu dezimieren, dass meine Bäume bis ins „Erwachsenenalter“ überleben können. Da es für mich nicht in Frage kommt, mit Gift oder Gas gegen die Nager vorzugehen, muss ich halt in althergebrachter Weise mit Mausefallen agieren.

Wie viele Bäume stehen in deinem Obstgarten, die es vor den Mäusen zu schützen gilt?

Mein Baumgarten besteht aus 31 Obstbäumen. Besonders die jungen Bäume leiden stark, wenn Mäuse an ihren Wurzeln fressen. Offenbar machen sich die Mäuse mit grosser Vorliebe an den zarten Würzelchen zu schaffen. Ganz unangenehm wird es für den Baum, wenn die Nager am untersten Stammabschnitt, im Bereich der Bodenoberfläche die Rinde rund um den Stamm wegfressen - dann können die Nährstoffe nicht mehr von der Wurzel zur Krone fliessen. Das ist dann das Ende des Jungbaumes. An alten Bäumen mit dickerer Borke, richten die Mäuse in diesem Bereich kaum mehr lebensbedrohliche Schäden an, denn sie gelangen nicht mehr so einfach an die saftigen, zarten Teile.

Du hast vor allem junge Bäume. Haben sie sich seit der Pflanzung im Jahr 2004 gut entwickelt?

Ja, es hat im Bestand 5 Bäume, die ich vor rund zwanzig Jahren gepflanzt habe, 19 Bäume, die im Rahmen des Edelchrüsler-Standortes im Winter 2003/2004 gepflanzt wurden, 5 Bäume, die als Ersatz für kränkliche oder von den Mäusen abgefressene erst in den letzten drei Jahren dazu kamen. Zudem sind da noch die beiden ältesten Bäume im Bestand: Der Sauergrauech/Ribston Pepping und der Bühlerzwetschenbaum. Diese beiden wurden noch von meinen Vorfahren, d.h. wohl schon von den Urgrosseltern im frühen 20. Jahrhundert - vielleicht sogar noch im späten 19. Jhdt. gepflanzt.

Welches Obst gedeiht im Obstgarten "Neumatt"?

Da sind Äpfel, Birnen, Mirabellen, Pflaumen und Zwetschgen.
Sorten: Bis auf den uralten Apfelbaum mit Sauergrauech und Ribston Pepping sowie den Steinobstbäumen sind alle Kernobstsorten im Rahmen der Prioritätenliste des Vereins EDELCHRÜSLER ausgewählt worden.

Schneidest du die Bäume selbst?

Da ich selbst eher als Laie im Obstbau zu bezeichnen bin, bin ich froh, dass ich mit Frits Brunner, der übrigens die jungen Bäume in seinem Obstgarten aufgezogen und veredelt hat, diesen auch die Erziehungs- und Formschnitte verabfolgt. Gelegentlich hilft auch Martin Zwahlen dabei mit. An den Pflaumen und Zwetschgenbäumen übe ich mich mittlerweile selbst im Schneiden. Aber auch da bin ich für gute Ratschläge dankbar. So hat mich Martin Linemann im vergangenen Jahr kräftig beim notwenigen Formschnitt an den zwanzigjährigen Pflaumenbäumen unterstützt.

Wie wird das Gras unter den Bäumen genutzt?

Da es bekanntlich ein Grundgedanke unseres Vereins ist, ökologisch wertvolle Baumgärten für die Erhaltung der alten Sorten zu unterhalten, entspricht auch die Nutzung der Wiese ökologischen Grundsätzen. Das bedeutet, dass der erste Schnitt frühestens am 15. Juni erfolgt. Seit einigen Jahren wird keine Gülle und kein Mist mehr auf diese Wiese ausgebracht. Seither lässt sich eine immer grössere Vielfalt an Gräsern und Kräutern beobachten. Besonders auffällig ist das rapide Zurückgehen des scharfen Hahnenfusses und des Löwenzahns. Dafür entwickelt sich seit drei Jahren der zottige Klappertopf zunehmend. Dieser trägt dazu bei, Pflanzen aus der nährstoffreicheren Zeit der Wiese zurückzudrängen. Nebst dem späten Schnitt und dem Verzicht auf Düngung habe ich mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain vereinbart, dass bei jedem Schnitt zehn Prozent des Grases stehen bleiben. Mit Alfred Tschudin vom Hof Grabacker im Nachbardorf Thürnen habe ich einen Landwirt gefunden, der das Heuen und Emden besorgt.

In deinem Obstgarten leben sicher nicht nur Mäuse. Welche Lebewesen bevölkern ihn sonst noch?

Ja natürlich - gerade auch wegen dem Stehenlassen eines Teils des Grases bleibt für die Heuschrecken, Schmetterlinge und manches andere Lebewesen jederzeit ein Rückzugslebensraum übrig. Auf diese Weise steht auch immer etwas Nahrung für die Vögel zur Verfügung. Dass es auch Mäuse in meinem Baumgarten hat, ist selbstverständlich auch schon den Füchsen und Graureihern aufgefallen. Regelmässig sind auch Turmfalken beim Jagen zu sehen. Vögel kommen besonders dann, wenn frisch gemäht ist und die begehrten Beutetiere (Insekten und Spinnen, Nager) gut zu entdecken und erreichbar sind. Mit der Vielfalt an kleinen und grösseren Tieren und schönen Gräsern und Kräutern geht besonders in der Vegetationszeit vom Frühling bis in den Spätherbst ein "schwieriges" Problem einher: Und zwar kann ich kaum einen kurzen Rundgang in der Neumatt machen. Jeder Rundgang bietet soviel zu sehen, dass aus einem kurz geplanten, eben ein langer Rundgang wird. Zur Vielfalt an Lebewesen trägt das Rebackerbächlein bei. Dieses kleine Wiesenbächlein habe ich vor einigen Jahren ausgedohlt und einen kleinen Tümpel angelegt. Hier tummeln sich Molche, Frösche, Blutegel, Wasserläufer und im vergangenen Sommer konnte ich sogar einen Wasserskorpion entdecken. In den Binsen am Tümpel fand ich schon Kokons des Nachtpfauenauges - eines bei uns nicht oft zu entdeckenden Nachtfalters. Wenn ich bisher auch noch keine vollständige Erhebung der Pflanzenarten vorgenommen habe, so lässt sich doch immerhin feststellen, dass von Jahr zu Jahr mehr Blüten von Margeriten, Flockenblumen, Klappertopf, Platterbsen und vielen anderen zu entdecken sind. Im Frühjahr 2012 zeigte sich eine erste Echte Schlüsselblume. Diese ist auf eher nährstoffarme Standorte angewiesen. Vielleicht hat sie sich aus der Umgebung in unseren Obstgarten "verirrt" - oder sie gibt uns den Hinweis, dass es aus Sicht der Artenvielfalt immer besser wird in der Neumatt. Eswird sich zeigen, ob in den kommenden Frühlingstagen wiederum "ächti Schlüsseli" da zum Blühen kommen!

Ist im Herbst jeweils grosse Ernte der Früchte?

Bisher hält sich die Ernte noch in 'überschaubaren' Grenzen, d.h. die jungen Bäume liefern noch keine grossen Mengen an Früchten. Aber bis auf den Spitzwissiker und den Französischen Katzenkopf habe ich von allen Bäumen Muster erhalten und zusammen mit den Erträgen vom grossen alten Sauergrauech/Ribston Pepping hat es immer für den Eigenbedarf an Früchten und Süssmost ausgereicht.
Die verschiedenen Sorten geben mir die Gelegenheit, auszuprobieren für welchen Verwendungszweck sich die Früchte am besten eignen: Zum Mosten: Guten Süssmost ergibt mit Sicherheit die Mischung mehrerer Sorten. Nur wenige eignen sich für die Herstellung sortenreinen Saftes. Dies ist z. B. der Bohnapfel. Allgemein ist es wichtig, Äpfel mit etwas frischer Säure dabei zu haben. Saft von ausschliesslich süssen Sorten mit wenig Säure wirkt dann eher langweilig. Zum Dörren: Zum Dörren eignen sich vor allem ziemlich süsse Äpfel. Da sind z.B. auch die frühen Klaräpfel toll. Diese bereits im Juni reifenden Äpfel machen schon deshalb viel Freude, weil sie uns als erste frische Früchte den Speisezettel im Sommer verschönern. Sie sind frisch nicht lange haltbar, aber wenn sie dann schon mehlig werden, ergeben sich beste Dörrschnitze - die dann im Winter noch an den letzten - oder schon an den nächsten Sommer erinnern. Zum Einkellern: Da ich das Glück habe, einen richtig guten Keller mit Baujahr 1752 zu besitzen, kann ich viele Früchte einkellern und damit gesund durch den Winter kommen.

In welchen Apfel beisst du am liebsten?

Als Präsident vom EDELCHRÜSLER-Verein müsste ich jetzt wohl den Edelchrüsler nennen. Es ist wahr, der Edelchrüsler hat schon "das gewisse Etwas" - und eigentlich ist es schlicht unverständlich, dass dieser Apfel nicht wie noch im 19. und frühen 20. Jahrhundert als Hauptobstsorte allen Leuten der Region Basel bekannt ist.
Es ist nun so, dass ich jeweils in jeden frischen Apfel, der nicht gerade nur sauer oder hart oder trocken ist, am liebsten frisch vom Baum hineinbeisse. Und im Winter stehe ich oft im Keller und muss ausprobieren, welcher seine Essreife gerade im Moment erreicht hat.

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